Hörwahrnehmung

Hören heißt, dass ein Ton im Ohr ankommt und an das Gehirn weitergeleitet wird. Verstehen heißt, Botschaften, Bedeutungen, Warnungen und (musikalische) Stimmungen erkennen um dann angemessen reagieren zu können.
Hören kann das gesunde Ohr – Verstehen ist ein Lernprozess.

Sehr viele Kinder mit Sprachschwierigkeiten haben auch Schwierigkeiten im Hören und Verstehen.

Das bedeutet für ein Kind mit auditiven Wahrnehmungsschwierigkeiten,

  • dass es suchen muss, woher es gerufen wird.
  • dass es wichtige und unwichtige Botschaften nur schwer unterscheiden kann.
  • dass die Aussprache des Kindes häufig deshalb undeutlich ist, weil es selbst die gehörten Worte nur undeutlich wahrnimmt.

Wir beobachten bei diesen Kindern,

  • dass sie uns nach einer mehrfach gesprochenen Aufforderung erstaunt ansehen – als ob zuvor nichts gesagt wurde.
  • dass Kinder häufig nachfragen.
  • dass Kinder auf unsere Aufforderungen oft raten, was sie tun sollen.
  • dass Kinder schreckhaft auf laute Geräusche reagieren, obwohl sie selbst sehr laut sein können oder ihre Musik sehr laut hören.
  • dass Kinder die Richtung eines Geräusches nicht bestimmen können.
  • dass Kinder sehr schnell müde werden.
  • dass Kinder trotz größter Anstrengung enttäuscht sind.

In der Friedrich-Fröbel-Schule haben wir die Möglichkeit, die Wahrnehmung der Kinder zu überprüfen und die Förderung auch innerhalb des Unterrichtes anzubieten.

Auditive Wahrnehmung

Gründe für die Förderung der Hörwahrnehmung

Bei vielen unserer Schüler/innen treten zu oder mit ihren Sprachentwicklungs-schwierigkeiten auch auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen auf. Hiermit ist die „Verarbeitung von Geräuschen, Tönen und Lauten als die kleinsten sprachlichen Einheiten.[1]“ erschwert. In der Praxis bedeutet dies, dass Silben, Reime und Wörter kaum sicher wahrgenommen werden. Oft gelingt dies unseren Schüler/innen nur mit erhöhter Anstrengung und zusätzlicher Zeit zum Nachdenken.

Eine weitere große Gruppe der Schüler/innen zeigt Hinweise auf eine Lärm-empfindlichkeit oder eine Überempfindlichkeit gegen Störschall auf. Dies sind Erscheinungen, bei denen die Betroffenen mit starkem Stress gegenüber Lärm – insbesondere gegenüber lauten Hintergrundgeräuschen – reagieren. Diese Kinder produzieren häufig selbst viel Lärm oder hören Musik bei großer Lautstärke[2]. In der Studie von Rosenkötter erweist sich das Lateraltraining als eine wirkungsvolle Intervention gegen diese Geräuschempfindlichkeit.[3]

Einsatzgebiete der Lateraltrainer

In der Friedrich-Fröbel-Schule werden Lateraltrainer zur Förderung der Hörwahrnehmung eingesetzt: Innerhalb der Klassenräume kann während der stillen Arbeitsphasen das Gerät genutzt werden: Mit leiser Instrumentalmusik auf dem Kopfhörer, die durch das Gerät lateralisiert und Frequenz-verändert angeboten wird, integrieren sich die Höreindrücke beider Ohren: Richtungshören, Lautheitsempfinden und die Unterscheidung von Nutzschall zum Störschall wird unbewusst eingeübt. Auch die Zeit des konzentrierten Arbeitens wird für die Schüler/innen verlängert.

In Kleingruppen kann zusätzlich die eigene Stimme durch ein Mikrofon sehr bewusst wahrgenommen werden. Die Leseförderung in Einzelförderung und in der Kleingruppe bewirkt (neben der oben genannten Hörverarbeitung) auch eine Verbesserung der Zuordnung von Buchstaben zu dem zugehörigen Laut. Schwierige Laute können so leichter unterschieden werden (z.B. „B“ – „D“ – „G“ oder „K“ – „P“ – „T“). Eine weitere Wirkung ist, dass die eigene Stimme durch den Einsatz des Mikrofons bewusster wahrgenommen wird: Die Aussprache verbessert sich hierdurch unbewusst.

Die Klangbox

Die Klangbox nutzt Mittel- und Bassfrequenzen zur Körperkoordination und Rhythmusempfinden: Der Schall wird direkt auf den Körper übertragen und fördert ohne Überreizung des Gehörs die Aufmerksamkeit[4]. Dies wird innerhalb der Klassenräume bei Arbeitsphasen genutzt. Auch im Rahmen der 3. Sportstunde im Psychomotorik-Raum genießen die Schüler/innen das Gerät als „Ruhe-Insel“.

Visuelle Wahrnehmung

Auch beim Sehen und Erkennen können sich Wahrnehmungsschwierigkeiten zeigen, denn Sehen ist ein Lernprozess!

In der Friedrich-Fröbel-Schule sind wir sensibilisiert, denn Kinder geraten in Stress (ohne es selbst beschreiben zu können), wenn gezielten Augenbewegungen und ihre Anpassung an verschiedene Entfernungen nicht gelingen. Es fällt auf, dass Kinder mit angestrengtem Sehprozess häufig ihre Augen reiben und angespannte Muskeln rund um die Augen und in der Nackenpartie haben. Die Kinder sitzen auch oft mit schräg geneigtem Kopf über ihrem Arbeitsmaterial und haben einen sehr nahen Arbeitsabstand.

Jährliche augenärztliche Untersuchungen werden für Kinder ab dem dritten Geburtstag empfohlen.

Eine möglicherweise neue Brillenkorrektur beinhaltet jedoch nicht automatisch die Integration aller erforderlichen visuellen Fähigkeiten:

  • Anpassung der Augenlinse an verschiedene Entfernungen (Akkommodation)
  • Beidäugiges Sehen (Stereosehen, räumliche Wahrnehmung)
  • Langsame Augen-Folge-Bewegungen (Lesen)
  • Gezielte Blicksprünge
  • Blickwechsel zwischen Ferne und Nähe (Blickwechsel zwischen Tafel und Heft)

Ausgewählte Arbeitsmaterialien, besondere Spielangebote und Übungen können den betroffenen Kindern in unserer Schule helfen, sehen und beobachten ohne Anspannung zu lernen.

[1] Rosenkötter, Henning: Umschriebene Entwicklungsstörungen der Wahrnehmung“; Ludwigsburg. S. 235

[2] vgl Rosenkötter, Henning: „Geräuschüberempfindlichkeit und Hyperakusis“; Ludwigsburg. S. 141

[3] vgl. a.a.O: S. 149

[4] vgl. Audiva Hören und Bewegen: „Grundlagen der Hörwahrnehmung“; 2007 Kandern. S. 16